Der Narr war am mittelalterlichen Hof die einzige Person, die den »Autoritär« kritisieren durfte, zumindest solange es auf humorvolle Weise geschah. Therapie, Beratung und Supervision können eine ähnliche Rolle übernehmen: Im Sinne der Respektlosigkeit gegenüber bisherigen Ideen wird eine humorvolle Konfrontation für die Klient:innen dann hilfreich, wenn sie im klassischen Sinne verstört bzw. im systemischen Sinne »perturbiert«. Aufbauend auf einer konstruktivistischen Basis zeigen die Autor:innen, wie mit der »richtigen« Haltung und einer grossen Prise Humor Konfrontation den Beratungsprozess fördern kann. In der Beratung existiert Konfrontation als Methode bereits länger in der Gestalttherapie und dem Provokativen Ansatz. Die Narrenfigur ist als Personifizierung dieser Ansätze dort nützlich, wo Konflikte und Spannungen lauern, die mit ihrer Hilfe überwunden werden können. Die Autor:innen nähern sich dieser unberechenbaren Figur mit Charakterisierungen und Praxisbeispielen und erleichtern damit den Zugang für die eigene beraterische Implikation. Das Buch ist ein Plädoyer an Berater:innen, den Narren im eigenen Inneren Team zu aktivieren; den Mut aufzubringen, augenzwinkernd provokante Hypothesen zu »erfinden«; eigene Ambivalenzen - und die der Klient:innen - zum Ausdruck zu bringen. Voraussetzung ist, dass dieser spielerische Zugang vollständig auf der Haltung von Wertschätzung und Empathie beruht. »Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische.« - Karl Valentin